Foto: © Brüder Grimm-Haus Steinau
25.09.2020
…eine tolle Idee, das Museum Brüder Grimm-Haus in Steinau an der Straße zu besuchen. Das Spezialmuseum über das Leben und Wirken der Brüder Grimm befindet sich im ehemaligen Amtshaus aus dem 16. Jahrhundert. In dem Gebäude lebte die Familie Grimm von 1791 bis 1796.
Seit 1998 präsentiert die Stadt Steinau dort eine umfangreiche Ausstellung über die berühmten Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sowie deren Familie. Die Ausstellung macht Erwachsenen und Kindern gleichermaßen Freude. Wir sprechen mit dem Museumsleiter, Burkhard Kling.
In diesem Jahr ist alles anders – welche Aktivitäten haben Sie auf das kommende Jahr verschoben?
Vieles, was für den Sommer geplant war, konnte nicht umgesetzt werden, beispielsweise eine große Skulpturenausstellung mit Arbeiten des Bildhauers Clemens Strugalla oder das alljährliche, stimmungsvolle Märchenspiel im Hof. In diesem Jahr sollten die Bremer Stadtmusikanten gezeigt werden. Das Märchenspiel wäre auch ein wichtiger Bestandteil des Märchensonntags gewesen, der in diesem Jahr den Stadtmusikanten gewidmet werden sollte. Das soll nun alles im kommenden Jahr nachgeholt werden. Dann zeigen wir auch eine Stadtmusikanten-Ausstellung zum 200. Jubiläum des Märchens aus Bremen.
Was hat sich bei einem Besuch des Museums durch Corona verändert?
Natürlich müssen die Hygiene-Maßnahmen von den Gästen und den Mitarbeitern eingehalten werden. Der Spuckschutz und der Abstand von 1,5 Metern muss gewahrt werden. Wir arbeiten in der Ausstellung häufig mit Lautsprechern und Kopfhörern, so darf man sich normalerweise etwa mit Filzkronen krönen, der eingebaute MP3-Player lässt dann Märchen mit Kronen erklingen…, das geht leider im Moment nicht.
Worauf dürfen sich Familien mit Kindern beim Besuch des Brüder Grimm-Hauses freuen?
Das ganze Obergeschoss mit insgesamt zehn Räumen beschäftigt sich mit dem Thema Märchen. Gleich der erste Raum, ein symbolischer Märchenwald, beherbergt Märchen zum Sehen, zum Hören und zum Fühlen. 35 Märchenszenen sind in liebevoll und detailreich gestalteten Zinnfigurendioramen zu sehen. Es gibt dabei bekanntere und unbekanntere Märchen, die es zu raten gilt – hinter einer Klappe ist dann jeweils die Lösung versteckt. Es gibt viel zu entdecken: seltene Märchenbücher, unterschiedliche Märchendarstellungen und es wartet auch eine lebensgroße Knusperhexe…
Was macht Kindern im Museum am meisten Spaß?
Ein Raum beschäftigt sich mit Märchen in der Alltagskultur am Beispiel Rotkäppchen. Da sind rund 200 Rotkäppchen aus rund 200 Jahren zu sehen, und irgendwie kennt jeder ein Rotkäppchen, das ausgestellt ist: die Schildkröt-Puppe Bärbel im Rotkäppchen-Kleid, Kindergeschirr oder Fastnachtsmasken… Es gibt außerdem einen lebensgroßen Plüsch-Wolf der Bad Kösener Spielzeugfabrik, der von der Märchenerzählerin Elfriede Kleinhans gestiftet wurde. Kinder lieben ihn, kuscheln gerne mit ihm, und er wandert auch immer mal mit den Kindern durch die Räume. Im Moment vermisst der Wolf das sehr – bedingt durch die Corona-Pandemie ist er nämlich leider nicht in den Ausstellungsräumen zu finden.
Was ist Ihr persönliches Lieblingsexponat?
Natürlich liebt man viele der Exponate auf besondere Weise, wenn man die Sammlung aufgebaut hat. Besonders mag ich aber die „Six Fairy Tales of the Brothers Grimm“, ein großformatiges Buch aus dem Jahr 1969, das mit 39 Originalradierungen des bekannten britischen Künstlers David Hockney illustriert ist. Hockney sagt selbst, dass er die Märchen der Brüder Grimm liebt. In England sind die Illustrationen recht bekannt, bei uns können sie noch entdeckt werden. Diese Originalausgabe konnten wir mit Hilfe der Sparkassen-Kulturstiftung erwerben.
Nur wenige deutsche Museen (München, Berlin, Hamburg) besitzen ein solches Exemplar. Auch das Goethe-Haus hat das rare Stück schon bei uns ausgeliehen.
Gibt es eigentlich ein Grimm-Märchen mit einem Grashüpfer?
Bei den Brüdern Grimm direkt gibt es keines. Der altgriechische Fabeldichter Äsop (er lebte um 600 vor Christus) hat aber schon von der Ameise und der Heuschrecke geschrieben und das wurde von dem französischen Fabeldichter Jean de la Fontaine (1621–1695) in seiner Fabel „Die Grille und die Ameise“ in der Barockzeit neu erzählt. 1934 hat Walt Disney den Zeichentrick-Kurzfilm „The Grasshopper and the Ants“ daraus gemacht. Da geht es um die Ameisen, die immer arbeiten, um Vorräte zu sammeln und die Heuschrecke, die im Sommer Musik macht, im Endeffekt wird aber beides benötigt, und der eine erfreut und hilft dem anderen.
Welche pädagogischen Angebote für Schulklassen und Kindergärten gibt es?
Im Moment können wir neben allgemeinen Führungen eine Märchenrallye und ein Spiel „Wer wird Märchenheld“ anbieten. In unserer Töpferwerkstatt können Gruppen mit Ton arbeiten und bekommen das Ergebnis gebrannt.
Welche weiteren Unternehmungen empfehlen Sie nach dem Besuch der Grimm-Ausstellung für einen perfekten Familien-Tagesausflug in Steinau an der Straße?
Steinau an der Straße ist eine kleine Stadt mit großem Angebot. Im Amtshof gibt es neben dem Museum Brüder Grimm-Haus noch das Museum Steinau (das hat auch mit dem Brüder Grimm-Haus eine gemeinsame Eintrittskarte), dann gibt es die schöne Altstadt mit gastronomischen Angeboten und einer Eisdiele sowie das Schloss, einen Erlebnispark, Kletterwald oder die Tropfsteinhöhle. Langweilig wird es den Gästen in Steinau auf keinen Fall!
Wir bedanken uns herzlich für dieses interessante Gespräch!
• für die ganze Familie
• für drinnen
• Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr
• Preise: Kinder 3,50 Euro / Erwachsene 6 Euro / Familien 12 Euro
• 36396 Steinau an der Straße, Brüder-Grimm-Straße 80, Tel. 06663-7605
www.brueder-grimm-haus.de
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