man sieht eine Tafel, auf der zu sehen ist, dass es freitags eine Kinderkonferrenz gibt
Meine Rechte, deine Rechte – Städte und Gemeinden

von Yvonne Antoni – 28.09.2022

KIKO oder gelebte Partizipation im Schulkinderhaus Hartmutschule – (nur) ein Beispiel aus der Stadt Eschborn

Die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ist in Eschborn eine Herzensangelegenheit, die sich nicht nur in den Kindertageseinrichtungen widerspiegelt. Hier ein Beispiel.

Es ist Freitag um 14 Uhr. Alle Schulkinderhauskinder in diesem offenen Haus sind aufgefordert, sich in ihren Bezugsfarbgruppen zu versammeln. Die KIKO (Kinderkonferenz) wird eröffnet durch die gewählten Gruppensprecher und Gruppensprecherinnen. Ricarda (Name geändert) bittet um Ruhe und stellt zunächst die Anwesenheit aller Kinder fest. Juri (Name geändert) verliest die Besprechungspunkte.

Punkt 1.: „Verbot von Pokémon-Karten im Schuki. Leider können zukünftig im Schuki keine Pokémon-Karten mehr getauscht werden!“ „Es ist wiederholt zu Diebstählen gekommen und es gab viele Tränen bei den Kindern, denen die Karten geklaut wurden!“ „Außerdem haben sich Eltern beschwert.“, ergänzt die Erzieherin! „Das ist doch wirklich doof!“, bemerkt Jennifer (Name geändert). „Die Tauschbörse hat doch so viel Spaß gemacht!“

Eine rege Diskussion schließt sich an, bei der nach verschiedenen Lösungen gesucht wird, aber es auch klar wird, dass das Tauschen der Karten in der Vergangenheit für ständige Konflikte untereinander gesorgt hat, die nicht zufriedenstellend für alle zu lösen waren. „Das ist echt nervig für alle, wenn es ständig wegen der Karten Streit gibt“, ergänzt Kevin (Name geändert). „Genau, auch unsere Erzieher sind genervt und deswegen gibt es das Poke´mon-Karten-Verbot“, verkündet final Ricarda. „Gibt es dazu noch Fragen? Ansonsten kommen wir zu Punkt 2!“ Und da es dazu keine Fragen mehr gibt, gilt die Regelung nun als beschlossen und wird im Kiko-Protokoll festgehalten.

Immer freitags finden die Kinderkonferenzen statt, um demokratisches Denken und Handeln zu entwickeln. Die Kinder erleben auf diese Weise, dass ihre Belange, Probleme und Anliegen ernstgenommen und aufgegriffen werden. Sie sind die Gestalter ihres Alltages und tragen Mitverantwortung für das Zusammenleben im Schulkinderhaus. In den Kinderkonferenzen äußern und vertreten die Kinder ihre eigene Meinung und lernen Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren.

Die Kinder sind über Veränderungen informiert und Entscheidungen über das Zusammenleben im Schulkinderhaus sind für sie transparent, wie zum Beispiel das zukünftige Verbot des Tauschs der Pokémon-Karten. Kinder erleben sich selbstwirksam und machen die wichtige Erfahrung, dass nicht über sie hinweg bestimmt und sie in Entscheidungen einbezogen werden. Insbesondere bei Lösungen von Problemen und der Entwicklung von Konfliktlösungsstrategien werden die Kinder aktiv ermutigt mitzuwirken.

Das Team des Schulkinderhauses sieht es als grundlegende pädagogische Aufgabe an, die Belange der Kinder ernst zu nehmen und ihnen Mitbestimmung und Mitgestaltung ihres Schuki-Alltages erleben zu lassen. Neben den in der Regel wöchentlich stattfindenden Kinderkonferenzen geschieht dies auch über den Kinderkummerkasten, den Essenswunschbriefkasten der Küche und der aktiven Mitbestimmung bei der Ferien-, Projekt- und Angebotsplanung.

Beschwerden der Kinder sind Weiterentwicklung und Chance. Diesen nachzugehen und gemeinsam mit den Kindern Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, stärkt nicht nur das positive Selbstkonzept, sondern auch das Vertrauen und das Zutrauen zu sich selbst und für andere einzustehen. Es schafft vor allem aber für die Kinder und Erzieher und Erzieherinnen tiefe Zufriedenheit für ein gutes und gesundes tägliches Miteinander im Schulkinderhaus.

Diese Grundhaltung ist in allen Einrichtungen der Stadt Eschborn zuhause. Die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ist den Eschbornerinnen und Eschbornern eine Herzensangelegenheit, die sich nicht nur in den Kindertageseinrichtungen widerspiegelt.

Kinder- und Jugendbeiräte, die auf Grundlage einer Geschäftsordnung alle zwei Jahre gewählt werden und sich so oft wie notwendig, mindestens aber halbjährlich treffen, vertreten die Interessen der Kinder und Jugendlichen der ganzen Gemeinde. Sie beraten die Organe der Stadt in allen Angelegenheiten, die Kinder und Jugendliche berühren.

Ebenso hören die Stadtverordnetenversammlung, der Magistrat sowie die Ausschüsse diese in allen sie betreffenden Angelegenheiten an. Die Kinder und Jugendliche haben gleichfalls ein Vorschlagsrecht inne, worüber dann die Stadtverordnetenversammlung als oberstes Gremium in angemessener Frist entscheidet. Die Sitzungen der Beiräte sind öffentlich, gleichfalls die Protokolle, Diskussionen und Entscheidungen. So erfahren und erleben die Kinder in Eschborn gelebte Demokratie und beteiligen sich aktiv an der Gestaltung ihrer Umwelt.

Ganz aktuell wurden die Kinder in den Kitas bspw. befragt, ihre Ideen und Vorschläge zu einem Nutzungskonzept des Areals rund um die „Erlebnishofstelle Rinderwiesen“ abzugeben. Wir sind gespannt und freuen uns schon jetzt auf das Ergebnis!

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