man sieht 9 Kinder unterschiedlicher Herkunft

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Was bilinguales Lernen fördert

29.03.2023

Wir sprechen mit der Grundschulleiterin der Phorms Schule Frankfurt, Taunus Campus, Dr. Astrid Simon über die Chancen von zweisprachigem Lernen, mögliche Stolpersteine sowie das Unterrichtskonzept.

Welche Vorteile bringt bilinguales Lernen?
Der offensichtliche Vorteil ist natürlich, dass die Kinder in zwei Sprachen annähernd muttersprachliches Niveau erreichen. Dies kann je nach späterem Berufswunsch ein sehr großer Vorteil sein. Studien haben außerdem gezeigt, dass bilinguale Lerner eine größere Aufmerksamkeitsspanne und verbesserte Fähigkeiten im Multi-Tasking haben. Auch das Erlernen weiterer Sprachen fällt ihnen in der Regel leichter.

Darüber hinaus bekommen die Kinder an unserer Schule aufgrund der Internationalität der Lehrkräfte einen sehr authentischen Einblick in andere Kulturen. Auch die Sensibilisierung für Diversität und globales Denken sind wichtige Themen bei Phorms.

Gibt es auch Schwierigkeiten beim zweisprachigen Unterricht?
Es ist völlig normal, dass die Kinder in den ersten Jahren des bilingualen Lernens teilweise die Sprachen vermischen und Transfereffekte zwischen den Sprachen entstehen. So tun sich unsere Schüler oft im Deutschen schwer mit der Großschreibung der Nomen, da im Englischen fast alle Nomen klein geschrieben werden. Im Laufe des Lernprozesses gelingt es den Kindern aber immer besser, die beiden Sprachen zu trennen.

Wie sieht der Unterricht an Ihrer Schule aus?
Generell ist festzuhalten, dass wir eine Ganztagsschule sind. Der Unterricht findet von 8:45-15:45 Uhr statt. In dieser Zeit verbringen die Kinder gemeinsam eine Snackpause von 30 Minuten sowie eine einstündige Mittagspause mit gemeinsamem Essen. Darüber hinaus bieten wir eine Frühbetreuung ab 7:30 Uhr sowie eine Nachmittagsbetreuung mit zahlreichen Clubs bis 18 Uhr an.

Inhaltlich folgen wir als staatlich anerkannte Ersatzschule dem hessischen Lehrplan. Der Englischunterricht ist an das Cambridge Primary Curriculum angelehnt. Ca. 60 Prozent des Unterrichts (u.a. Mathe und Englisch) findet in englischer Sprache statt, die restlichen Fächer (u.a. Sachkunde und Deutsch) in deutscher Sprache. Da wir eine Ganztagsschule sind, bekommen die Kinder bei uns in der Regel keine Hausaufgaben, denn es steht uns viel Zeit zum Lernen und Üben in der Schule zur Verfügung. Darüber hinaus haben alle Jahrgangsstufen einen Projektnachmittag, an dem sie fächerübergreifend an einem Thema arbeiten. Hierbei spielt auch der Umgang mit digitalen Medien eine große Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt des Unterrichts ist die Erlebnispädagogik. Aufgrund der Nähe zum Steinbacher Wald, verbringen die Kinder, insbesondere im Sachkundeunterricht, viel Zeit in der Natur.

Nach welcher Methode arbeiten Sie?
Wir arbeiten nach der Immersionsmethode. Dies bedeutet, dass die Kinder in die Sprache „eintauchen“. Sie lernen nicht isoliert Vokabeln oder Grammatik, sondern eignen sich diesen durch das ständige Hören und Sprechen der Sprache an. Mit der englischen Immersion starten wir bereits in unserer Eingangsstufe, die die Kinder in der Regel im Alter von 5 Jahren beginnen. Viele dieser Kinder kommen zu uns ohne jegliche englischsprachigen Vorkenntnisse. Bereits nach wenigen Wochen Schule können sie einfache Sätze des Alltags wie „May I go to the bathroom“ sprechen. Im Laufe des ersten Schulhalbjahres können die meisten Kinder mit der englischsprachigen Klassenlehrkraft in dieser Sprache kommunizieren und sich ausdrücken.
Wie fördern Sie Kinder mit speziellen Lernbedürfnissen?

Im regulären Unterricht legen wir großen Wert auf Differenzierung. Dies bedeutet, dass nicht alle Kinder immer die gleichen Aufgaben machen, sondern entsprechend ihrem Leistungsniveau. Selbstverständlich sollen von allen Kindern definierte Lernziele erreicht werden. Die Differenzierung während des Unterrichts wird uns dadurch erleichtert, dass in den Hauptfächern neben dem Lehrer meist noch ein „Teaching Assistant“ im Klassenzimmer ist, der die Kinder beim Lernen unterstützt. Darüber hinaus haben wir in unserem Kollegium auch speziell ausgebildete Förderlehrer, die die Kinder sowohl in der sozial-emotionalen Entwicklung als auch bei Lernschwierigkeiten im akademischen Bereich unterstützen. Dieser Unterricht findet entweder einzeln oder in Kleingruppen statt. Des Weiteren gibt eine DaF (Deutsch als Fremdsprache) Lehrerin unseren nicht muttersprachlich deutschen Kindern zusätzlichen Sprachunterricht.

Welche Rolle spielt die Bilingualität im Schulalltag?
Das Nachmittagsangebot findet sowohl in englischer als auch deutscher Sprache statt, in Abhängigkeit der Muttersprache des jeweiligen Pädagogen.

In den Pausen und außerhalb des Klassenzimmers können die Kinder selbst ihre Sprache wählen. Hier hören wir vorwiegend deutsch und englisch, aber auch weitere Sprachen wie z.B. spanisch, russisch, koreanisch und chinesisch.

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Der Förderverein Römisches Forum Waldgirmes e.V. konzentriert sich seit Beendigung der Ausgrabungen im Jahr 2009 darauf, die einzige bisher nachgewiesene zivile römische Stadtgründung vor mehr als 2.000 Jahren im damaligen „Germanien“ zu präsentieren und darüber zu informieren.

Bianca Bochem

Unsere Interview-Partnerin:
Dr. Astrid Simon, Grundschulleiterin der Phorms Schule Frankfurt, Taunus Campus, ist begeisterte Sportlerin und Mutter von zwei Kindern.
www.frankfurt-taunus.phorms.de

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