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von Yvonne Antoni – 21.05.2025
Social Media, Streaming, Gaming – in vielen Familien ist das Thema Mediennutzung ein echter Dauerbrenner. Die Frage „Wie viel Bildschirmzeit ist okay?“ sorgt regelmäßig für Diskussionen am Esstisch, auf dem Elternabend oder sogar unter den Kids selbst.
Klar ist: Kinder und Jugendliche sehen dies meist anders als ihre Eltern. Während die Kids am liebsten noch „eine Runde“ zocken oder „nur kurz“ aufs Handy schauen wollen, wünschen wir Eltern uns klare Grenzen – und tun uns dann schwer damit, diese konsequent durchzusetzen.
Digitale Medien gehören zum Alltag. Ob für Unterhaltung, Kommunikation oder Bildung – Smartphones, Tablets, Computer und Konsolen sind ständig im Einsatz. Risiken der exzessiven Nutzung sind: Bewegungsmangel, Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen und Vernachlässigung der sozialen Kontakte. Das Thema ist für Eltern eine echte Herausforderung: Ständige Diskussionen mit den Kindern kosten nicht nur Nerven, sondern auch Zeit, um sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen und es wirklich zu verstehen.
Regeln, Diskussionen und Kompromisse
„Mama, bekomme ich noch eine Verlängerung? Das Spiel ist gerade so spannend!“. Oder „Kannst du mir nicht WhatsApp als immer erlaubte App machen, ich telefoniere darüber mit meinen Freundinnen.“ Diese und ähnliche Diskussionen kennen wahrscheinlich fast alle Eltern. Wir haben mit unserer 12-jährigen Tochter Bildschirmzeiten festgelegt, die sich über eine App* steuern lassen. Dies bedeutet, dass nach einer festgelegten Zeit bestimmte Apps für den Resttag gesperrt ist. Auch haben wir Ruhezeiten festgelegt. Klingt zunächst einmal easy, ist es aber nur bedingt.
App ist nicht gleich App und Bildschirmzeit nicht gleich Bildschirmzeit. Vor allem bei etwas älteren Kindern ändern sich die Vorlieben schnell. In der einen Woche ist CapCut angesagt, da meine Tochter Filme schneidet, in der anderen Woche ist es Roblox, weil sie da gemeinsam mit ihren Freundinnen gleichzeitig reden und zocken möchte. Für uns Eltern bedeutet dies, möglichst auf dem neuesten Stand zu sein, die Apps zu kennen und bestenfalls auch zu verstehen.
Und dann gibt es Lern- und Kreativ-Apps, die zwar über das Smartphone oder Tablet laufen, aber eigentlich nur das abbilden, was früher analog war. Wenn unser Kind also stundenlang Hörspiele über Spotify & Co hört, mit dem Ipad zeichnet, oder seine Sprachkenntnisse über Duolingo trainiert, ist dies bestimmt anders einzuordnen als stundenlange Zockerei oder Youtube-Gucken.
Wie bei so vielem, gilt auch hier: die Mischung macht‘s! Solange Kinder Zeit mit Freunden verbringen, Hobbys haben und die Hausaufgaben nicht vernachlässigen, ist die Bildschirmzeit weniger problematisch. Anders sieht es aus, wenn diese Bereiche zu kurz kommen, und die Kinder sich zurückziehen.
Warnsignale für ausufernde Mediennutzung
Eltern sollten aufmerksam sein, wenn:
• häufig Konflikte über die Bildschirmzeit entstehen und Vereinbarungen regelmäßig ignoriert werden.
• andere Freizeitaktivitäten wie Sport, Hobbys oder Treffen mit Freunden vernachlässigt werden.
• schulische Leistungen nachlassen, weil die Zeit für Hausaufgaben oder das Lernen fehlt.
• Verhaltensänderungen wie Reizbarkeit, Rückzug oder Schlafstörungen auftreten.
Mehr als nur ein Zeitvertreib
Laut einer Leitlinie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sollten Kinder frühestens ab 9 Jahren ein eigenes Smartphone bekommen. Die Empfehlungen zur Bildschirmzeit nach Alter gestaffelt kann man dort ebenso nachlesen**.
Digitale Medien bieten eine Vielzahl an Funktionen: Computerspiele, soziale Netzwerke, Streaming-Dienste oder YouTube sind nur einige Beispiele. Besonders Online-Spiele üben eine große Faszination aus, weil sie schnelle Erfolge ermöglichen und soziale Interaktionen bieten.
Sie fördern aber auch Kreativität, vermitteln Wissen, ermöglichen soziale Kontakte über große Distanzen hinweg und helfen, sich in einer zunehmend digitalen Welt zurechtzufinden. Computerspielen zusammen mit anderen Kindern kann auch eine schöne gemeinschaftliche Gruppenaktion sein. Meine Tochter „trifft“ sich am Wochenende mit Freundinnen auf der Plattform Roblox. Da wird dann gespielt, aber vor allen Dingen auch gequatscht und gelacht.
Cybergrooming & Co – Gefahren im Netz
Roblox ist bei Kindern sehr beliebt – hier lauern aber auch Gefahren wie Cybergrooming. Da die Plattform mit ihrer unendlichen Zahl an Spielen stark auf Interaktion setzt, können Fremde leicht mit Kindern in Kontakt treten. Manche Täter geben sich als Gleichaltrige aus, um Vertrauen zu gewinnen und dann persönliche Informationen, Fotos oder sogar Treffen zu fordern.
Auf Plattformen wie TikTok und Youtube können Kinder und Jugendliche schnell mit radikalen politischen Inhalten oder Fake News in Berührung kommen – oft verpackt in kurze, emotionale Videos, die leicht zu teilen sind. Durch Algorithmen werden solche Inhalte meist verstärkt, sodass den Kids immer mehr davon angezeigt wird.
Deshalb ist es wichtig, mit Kindern über die Risiken zu sprechen, Privatsphäre-Einstellungen zu nutzen und klare Regeln für den Umgang mit Fremden im Netz aufzustellen.
Medienkompetenz fördern
Ein bewusster Umgang mit Medien muss frühzeitig erlernt werden.
• Altersgerechte Nutzung: Eltern sollten sich über die Inhalte informieren, mit denen ihre Kinder in Berührung kommen und Empfehlungen für verschiedene Altersstufen berücksichtigen.
• Digitale Verantwortung: Datenschutz, Fake News und der Schutz der Privatsphäre sind essenzielle Themen, die Kinder verstehen sollten.
• Vorbildfunktion der Eltern: Eltern sollten ihre eigene Mediennutzung reflektieren. Wer selbst ständig am Handy hängt, kann nicht glaubhaft einen bewussten Umgang einfordern.
Tipps für den richtigen Umgang mit Medien
Eltern müssen nicht alles spannend oder alles richtig finden, was ihre Kinder am Bildschirm machen. Aber es ist wichtig, immer wieder nachzufragen und Interesse zu zeigen: „Was spielst du da gerade? Wie funktioniert das? Erklär mir, was dir da wichtig ist.“
Bildschirmzeit sollte nicht als Belohnung eingesetzt werden und – auch wenn es manchmal verführerisch ist – nicht dazu dienen, das Kind zu beschäftigen, damit man in Ruhe arbeiten, kochen oder aufräumen kann. Und, da sind sich die Experten einig: Das Handy als Strafe zu sperren oder es wegzunehmen, ist keine gute Idee.
• Medienzeit begrenzen: Klare Regeln zu Bildschirmzeiten schaffen und feste Pausen einplanen.
• Alternative Aktivitäten fördern: Hobbys, Sport oder kreative Beschäftigungen können helfen, die Zeit vor dem Bildschirm zu reduzieren.
• Gemeinsame Mediennutzung: Eltern sollten sich für die Inhalte interessieren, mit ihren Kindern gemeinsam Filme schauen oder Spiele testen. So können sie positive Medienerfahrungen unterstützen.
• Technische Hilfsmittel nutzen: Kindersicherungen, Zeitlimit-Apps oder Filter helfen, eine sichere und begrenzte Nutzung zu gewährleisten.
• Mit Kindern reden, dass im Internet nicht alles „echt“ ist (z.B. verzerrte Wahrnehmung/Schönheitsideale durch Bildbearbeitung)
• Feste Regeln für den Umgang mit Medien aufstellen: Zum Beispiel kein Handy während der Mahlzeiten (die Eltern auch nicht!) oder eine bildschirmfreie Stunde vor dem Schlafengehen.
Medienfreie Zeiten für mehr Familienzeit
• Gemeinsame Rituale schaffen: Ob das gemeinsame Abendessen oder ein wöchentlicher Spieleabend – feste, medienfreie Zeiten stärken das Miteinander.
• Kommunikation fördern: Eltern sollten mit ihren Kindern über ihre Erfahrungen im digitalen Raum sprechen. Warum ist das neue Game so spannend?
• Regeln gemeinsam entwickeln: Kinder sind eher bereit, sich an Regeln zu halten, wenn sie diese mitgestalten dürfen.
• Psychologen betonen, dass exzessive Mediennutzung auch eine emotionale Flucht sein kann: Kinder, die sich vernachlässigt fühlen oder Stress erleben, suchen oft Zuflucht in digitalen Welten.
Mehr Zeit miteinander kann helfen.
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