Foto: © Joachim Wiebel
31.07.2018
Eine einzigartige, umfangreiche Sammlung historisch wertvoller Puppen, Puppenstuben und Spielzeug zeigt das Hessische Puppen- und Spielzeugmuseum in Hanau-Wilhelmsbad. Die Ausstellung auf rund 1000 Quadratmetern im Arkadenbau des idyllischen Staatspark Wilhelmsbad gibt es seit 1983. Der kulturelle Erlebnisort entführt kleine und große Besucher in längst vergessene Spielträume und Fantasiewelten vergangener Generationen.
Der GRASHÜPFER sprach mit der Museumsleiterin Dr. Victoria Asschenfeldt.
Wie viele Puppenstuben und Puppen werden in den Museumsräumlichkeiten ausgestellt und aus welchen Epochen stammen sie?
Das Museum zeigt auf 800 Quadratmetern Puppen, Puppenstuben und Spielzeug aus über 2000 Jahren. Wir haben eine der größten Spielzeugsammlungen aus der Antike, aber auch einen großen Sammlungsschwerpunkt auf Japan, auf mechanischen Blechspielzeugen und natürlich einen repräsentativen Längsschnitt durch die Geschichte der Puppen. Wobei wir Puppen als „menschliche Abbilder“ verstehen, die uns immer auch viel über die Zeit und ihre jeweiligen Vorstellungen vom Mensch und seiner Welt verraten, aus der sie stammen.
Dabei zeigen wir im Museum selbst nur etwa ein Drittel der Objekte, die sich tatsächlich in unserer Sammlung befinden, so wie das in jedem Museum ist.
Wurden alle ausgestellten Exponate von Kindern bespielt?
Unser Sammlungszweck liegt eindeutig auf Puppen und Spielzeug, die Spiegel ihrer Zeit sind, dabei freuen wir uns am meisten, wenn die Dinge mit einer individuellen Geschichte zu uns kommen. Natürlich sammeln wir zum Teil auch unbenutzte Spielzeuge, um bestimmte Entwicklungsschritte im Spielzeug zu dokumentieren, lieber jedoch sind uns Dinge, die auch eine Gebrauchsgeschichte mitbringen.
Welches ist das ausgefallenste oder ungewöhnlichste Stück?
Wir haben so viele wirklich außergewöhnliche Objekte: einen der ältesten Spielbälle der Welt, über hundertjährige schwimmende Puppenautomaten, knatternde Roboter aus den 1970er Jahren oder ein komplett aus Papier hergestelltes japanisches Stadtmodell. Es ist wirklich schwer da ein Stück herauszuheben, wo sich so viel Schätze bei uns zusammengefunden haben.
Solches Spielzeug konnten sich ja nur reiche Familien leisten. Kommen einige Exponate aus einer bekannten Familie?
Es ist sicher so, dass sich gekauftes Spielzeug bis weit ins 20. Jahrhundert nicht viele Menschen leisten konnten. Wobei wir uns bemühen, auch das selbst gefertigte schlichte Spielzeug zu sammeln, gerade um die Unterschiede in der Lebenswelt der Kinder durch die Zeiten deutlich machen zu können. Womit manche Kinder spielten, wurde von anderen Kindern lange Zeit in Heimarbeit mit hergestellt.
Die kulturhistorisch bedeutendsten Stücke sind deshalb nicht unbedingt die, die am prunkvollsten ausgestattet sind und aus bekannten Familien stammen. Eindrucksvoll zum Beispiel ist eine kleine Puppe aus den 1930er Jahren, die ein Mädchen auf der Flucht am Ende des zweiten Weltkriegs die ganze Zeit mit sich getragen hat und ihr Leben lang gehütet und gepflegt hat. Ein wundervolles Objekt, an dem man Kindern erklären kann was es heißt, wenn man fliehen muss und in den meisten Fällen nicht einmal seine Puppe mitnehmen kann.
Wie kommen Sie an das historische Spielzeug, und was ist das neueste Ausstellungsstück?
Der Ursprung unserer Sammlung geht zurück auf Gertrud Rosemann. Sie hat mit ihrer Sammlung einen bedeutenden Grundstock für unser Museum gelegt und das Museum auch selbst gegründet. Heute erhalten wir Zuwächse für unsere Sammlung durch Geschenke, da wir auch keinen Ankaufsetat besitzen. Wir können leider aus Platzmangel nicht alles nehmen, was wir gerne bewahren würden, aber manchmal kommt dann in einer unscheinbaren Kiste ein wahres Schätzchen zu uns ins Haus. So erhielten wir zum Beispiel kürzlich ein Puppenservice von 1914, das Jahr in dem der Erste Weltkrieg begann. Dieses Puppengeschirr ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie über alle Kanäle damals versucht wurde Begeisterung für den Krieg zu schüren, denn es finden sich hier auf diesem Kinderspielzeug alle Zutaten des Krieges: Kanonen, Kriegsschiffe, Waffen, Soldaten, und natürlich durfte der Kaiser dabei auch nicht fehlen.
Kann sich die Generation Smartphone noch für traditionelles Spielzeug begeistern?
Eine meiner Überzeugungen ist, dass Museen eigentlich wie Eisdielen funktionieren: wenn die Leute erst einmal bei uns sind, dann gehen sie auch glücklich wieder nach Hause. Es gibt wenige Orte, an denen man so viele Anregungen, Ideen und neue Einblicke erhalten kann wie in Museen.
Wir haben dabei noch den zusätzlichen Vorteil, dass wir Objekte ausstellen, mit denen jeder Mensch etwas anstellen kann, denn die Grundformen des Spielens und des Spielzeugs ähneln sich in den letzten 2000 Jahren. So haben wir hervorragende Anknüpfungspunkte für unsere jungen und älteren Besucher, um sich in andere Welten hineinzudenken. Wir haben wunderbare Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche ab dem Vorschulalter, und bislang waren noch alle begeistert, die uns besucht haben.
Welche Angebote für Familien und Kinder bieten Sie an, und wie kann man sich darüber informieren?
Wir haben ein gedrucktes Halbjahresprogramm, das an vielen Stellen in Hanau und Umgebung ausliegt, und auch eine Homepage, die wir immer auf dem aktuellen Stand zu halten versuchen.
Bei uns können Kinder und Familien viele verschiedene Angebote wahrnehmen. Wir haben in fast jedem Raum Spielstationen, die für alle Besucher frei zugängig sind (wir bitten nur immer, dass die Dinge pfleglich behandelt werden und später auch immer etwas aufgeräumt wird…), bei uns können Kindergeburtstage gefeiert, eine Carrera-Bahn angemietet oder offene Ferienprogramme in Anspruch genommen werden. Es gibt immer etwas zu tun und stets neue Dinge zu entdecken – da lohnt sich vielleicht auch die Familien-Jahreskarte für nur 50 Euro (zwei Erwachsene plus verwandte Kinder)!
Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch!
• für die ganze Familie
• für drinnen
• Preise: Kinder 1 Euro / Erwachsene 3,50 Euro / Familien 7 Euro
• Öffnungszeiten: Di bis Fr 14-17 Uhr | Sa und So 10-17 Uhr.
• 63454 Hanau-Wilhelmsbad, Parkpromenade 4, Tel. 06181-86212
www.hpusm.de
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